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Wenn zeitgenössische Blogs Fototagebücher, „Brainpickings“, Mode- und Shopratgeber sein dürfen, wenn vom banalsten Stumpfsinn bis zur Meditationsübung sich alles reproduzieren darf und die Meinungsfreiheit alles deckt und unter ihre auf alles verteilte Fittiche nimmt, dann ist sicher in Ordnung und zu vertreten, dass eine einzelne Person ihr geistiges Logbuch führt.

Eine kleine persönliche Rechtfertigung tut Not, denn es scheint mir dokumentierenswert, was man sich täglich/zeitweilig abringt, und zugleich soll eine (wenn auch einseitige) Kommunikationskultur die Aufmerksamkeit schärfen. Wachsamkeit scheint mir mehr denn je angebracht, der Herrschaft der Gedankenlosigkeit muss entkommen, ja entgegengetreten werden: Sich der Öffentlichkeit auszusetzen, ihrem wenn auch sicher vereinzelt aufmerksamen Blick - das kann zur Schärfung der Argumente beitragen, ja zur Schärfung des Blicks. Und in Ermangelung einer etablierten Publikationsplattform nehme ich vorlieb mit einem unerkannten, schemenlosen, ja fragwürdigen Publikum. 

In mein geistiges Logbuch soll Eingang finden, was mich umtreibt: Doch keine langweilige Selbstbeschau soll's werden, vielmehr fällt hoffentlich auch was Erkenntliches für andere ab, wenn ich meine Arbeiten leiste. Auch wenn insgesamt erstmal ein Projekt der Selbstschulung Ausgangsimpuls ist. 

Denn wenn ich nicht gezwungen bin, in eigenen Worten Gefundenes wiederzugeben, bleibt mir ein Verdauen verwehrt, und wo ich nicht verdaue, anverwandle ich Gefundenes nicht in eigenen, wiederum fruchtbaren Grund. Ich beanspruche nur die Freiheit der Wahl.