Earth First! Preziosen
Eine kleine Auswahl an Stimmen und Themen der Earth First!-Aktivisten und -Wortführerinnen - nicht mehr als Teaser, um auf das Gros der digitalisierten Earth first!-Ausgaben aufmerksam zu machen, die sich auf dem Environment and Society Portal finden und durchblättern lassen. Monkeywrench this!
- Geschrieben von: Susanne Darabas
Earth First! 23, # 6 (1. September 2003), S. 6
Aus dem Essay „Wilding the Revolution“ (Die Revolution entzähmen) von Strider Longshanks:
„Für uns bei Earth First! ist es kein Geheimnis, dass Wildnis (wilderness) und Biozentrismus die Schlüsselkonzepte sind – die Prinzipien Rechte, Freiheit und Würde gelten für alles Leben, um seiner selbst willen. Während Biozentrismus den Urvölkern dieser Welt, aber auch vielen Land bewirtschaftenden und nicht eingeborenen Kulturen schon sehr lange ein Begriff ist, ist er für unsere Gesellschaft neu und äußerst radikal (und folgerichtig auch schwer zu greifen). Ohne Biozentrismus keine Revolution.
Vielleicht schaffen wir es, uns vom gegenwärtigen, unternehmerisch geprägten, kapitalistischen Patriarchat zu befreien – aber ohne Spiritualität, Wildnis, Biozentrismus und den Aufbau einer anarchistischen Gesellschaft, die unsere Massenbewegung untermauern, sind wir mit Sicherheit dazu verurteilt, in der Zukunft die gleichen Fehler zu machen. Die Geschichte bietet genug Beispiele solcher Teufelskreise.
Viele unserer bisherigen und potenziellen Verbündeten hatten noch nicht die Gelegenheit, die Konzepte des Biozentrismus, der Tiefenökologie und der grünen Anarchie für sich zu entdecken. Sie kämpfen schon ihr ganzes Leben, heftiger als wir, mit weniger Mitteln, für viel weniger. Hätten sie nicht ihre Spiritualität und ihren Glauben, ihre Gemeinschaft und Solidarität, würden sie wahrscheinlich schon vor langer Zeit aufgegeben haben. Wir können viel von ihnen lernen. Wenn wir uns nicht mit jenen verbünden, die sich im globalen Kampf gegen das unternehmerische, militärisch-industrielle Monster stellen und durch kulturübergreifende Interaktionen voneinander lernen, dann wird es unabwendbar sein, dass wir beim Versuch, die Erde vor der Zerstörung zu retten, scheitern.
Durch unsere Vielfalt sind wir alle ein Volk: zweibeinig, vierbeinig, sechs- oder achtbeinig, gefiedert, geschuppt oder wirbellos.“
Zur digitalisierten Originalausgabe auf dem Environment and Society Portal: Earth First! 23, # 6
- Geschrieben von: Susanne Darabas
Earth First! 23, # 5 (1. Juli 2003), S. 2
Aus dem Artikel „Staying Alive in a World of Lies“ (Überleben in einer Welt voller Lügen) von Yael:
„Das Journal verkürzt nichts und nennt die neuesten Schlachten, die gegen Mutter Erde geführt werden, beim Namen. Wen zerstörerische, großunternehmerische Kräfte und Regierungsgewalt entmutigen, der kann in dieser Ausgabe und in den Geschichten der vielen Menschen Hoffnung finden, die sich den Staub aus den Kleidern klopfen und wieder in den Kampf ziehen, jeden Tag aufs Neue.
‚Bete für die Toten und kämpfe mit vollem Einsatz für die Lebenden‘, sagte einst Mother Jones. Ich glaube daran, dass es in diesem Zitat nicht nur um Menschen geht. Es geht auch um tote Bäume. Es geht um Tiere, die sterben, nachdem sie von der Fabrik um die Ecke verseuchtes Wasser getrunken haben. Es geht um ausgelaugte Grundwasserreservoirs. Der Geist lebt in denen weiter, die auf diesem Planeten unterwegs sind. Und das sollte auch der Wunsch, alles Nötige zu tun, um die Erde an die erste Stelle zu setzen.
Wir sind die Wenigen, die Glücklichen, die Lebenden. Wir sind die, die übrig sind, um zu retten, was übrig ist. Es wird viel über Taktiken diskutiert, ich glaube noch immer, dass jede Person ihre für sie beste Taktik finden muss. Hör auf die starke Stimme in dir, und du wirst wissen, was zu tun ist. Wir haben in dieser Bewegung Platz für eine Vielfalt an Stimmen, darum gibt es keine Entschuldigung dafür, dich nicht aufzuraffen.
Was kannst du heute tun, was immer noch ein Gewinn für die Erde sein wird, wenn es dich einmal nicht mehr gibt? Mach, dass es zählt.“
Zur digitalisierten Originalausgabe auf dem Environment and Society Portal: Earth First! 23, # 5
- Geschrieben von: Susanne Darabas
Earth First! 23, # 6 (1. September 2003), S. 9
d, ein sogenannter „gender traitor“ (Geschlechtsverräter) in seinem „Open Letter to Men in the Eco/Social Justice/Anarchist Movements“ (Offener Brief an die Männer in ökologischen/sozialen Gerechtigkeits-/Anarchiebewegungen):
„Man muss sich immer vor Augen führen, dass wenn jemand kein reicher, weißer, heterosexueller, nichtbehinderter und christlicher Mann ist, er oder sie wahrscheinlich auf irgendeine Art diskriminiert wird oder Privilegien genießt. [...] Es kann wirklich Angst machen, über seinen männlichen Tellerrand zu blicken und seine Homophobie, seinen Heterosexismus und seinen Sexismus unter die Lupe zu nehmen. Uns selbst danach zu fragen, wie wir zu männlicher Gewalt beitragen und wie sich dies in unseren täglichen Interaktionen auswirkt, ist entscheidend, wenn wir uns inklusiv verhalten wollen. Und das meint auch unsere Komplizenschaft mit allen Formen der Unterdrückung. [...] Aber wenn wir die Zerstörung des Planeten wirklich aufhalten wollen, müssen wir daran arbeiten, sexuelle Gewalt, Frauenhass und sexistische Einstellungen zu bekämpfen.“
Seinem Artikel ist (möglicherweise vom Redaktionsteam) eine Liste beigesellt, die Beispiele unterdrückerischen Verhaltens anführt:
Oppressive Behaviour 101 (Unterdrückerisches Verhalten 101):
- Effekthascherei:
Zu viel, zu lange und zu laut reden. - Problemlöser:
Sich dauernd einbringen, bevor andere eine Chance haben. - In Großbuchstaben sprechen:
Aggressive Töne anschlagen, um klarzumachen, dass die eigene Meinung das letzte Wort zu einem Thema ist. - Verteidigungshaltung:
Auf jede Gegenmeinung reagieren, als handle es sich um einen persönlichen Angriff. - Erbsenzählerei:
Geringfügige Makel in den Aussagen anderer hervorheben. - Schaustehlerei:
Die Idee eines anderen, besonders einer Frau, wiedergeben als wäre es die eigene. - Aufmerksamkeitssucht:
Theater spielen um im Scheinwerferlicht zu stehen. - Aufgaben- und Inhaltsfaschismus:
Auf der Befolgung einer Aufgabe bestehen oder weitermachen, auch auf Kosten des Gemeinwohls. - Herabsetzung und Übertrumpfung:
„Das habe ich auch mal geglaubt, doch jetzt...“ oder „Wie kannst du das nur sagen?“ - Schwarzmalerei:
In allem etwas Problematisches sehen. - Neunmalkluger:
An früheren Verantwortlichkeiten kleben. - Sich selbst zuhören:
Eine Antwort geben, nachdem man erst einige Sätze gehört hat, ab da nichts mehr mitkriegen und bei der kleinsten Pause einhaken. - „George Custerism“:
Sich für die eigene Position stark machen, auch in unwichtigen Angelegenheiten. (Der US Armeeoffizier und Kommandeur der Kavallerie George Custer galt seinerzeit als „harter Hund“. Anm. sd) - Verleugnung:
Rationalisieren, sich in Passivität flüchten oder Witze machen wenn es dazu kommen soll, persönliche Gefühle mit jemandem zu teilen. - Herablassung und Bevormundung:
„Nun, haben irgendwelche Frauen dem noch etwas hinzuzufügen?“ - Scharf drauf sein:
Sexualität manipulativ einsetzen. - Den Laden schmeißen:
Bei Aufgaben stets das Kommando übernehmen, bevor andere die Chance haben, sich freiwillig zu melden. - Machtschieberei:
Schlüsselinformationen gezielt für den eigenen Bedarf und zum eigenen Vorteil zurückhalten. - Für andere sprechen:
„Viele von uns glauben, wir sollten...“, oder „Was dieses und jenes wirklich bedeutete, war...“
Zur digitalisierten Originalausgabe auf dem Environment and Society Portal: Earth First! 23, # 6
- Geschrieben von: Susanne Darabas
Earth First! 24, # 1 (1. November 2003), S. 22
SPLAT-Montréal, eine radikale Gruppe für soziale Gerechtigkeit, die im Earth First! Journal ihr Anliegen vorstellen und zum Einsatz aufrufen darf:
“Mach mit bei Aktionen von SPLAT-Montréal!
Bau dir Farbbomben. Geh nach draußen und wirf sie auf eine der tausend Reklametafeln. Pflaster Werbungen mit Aufklebern zu. Erfinde deine eignen Maßnahmen, um die kulturelle Propaganda des Kapitalismus anzuprangern. Stell dir vor, was passieren würde, wenn Dutzende anderer SPLAT Teams rausgehen würden und Reklametafeln attackierten. Wir können etwas bewirken. Werbung hat unseren Kulturbereich vollständig durchdrungen. Werbeanzeigen springen uns um jede Kurve und aus jeder Richtung an. Aber es ist nicht nur die Präsenz der Werbung, gegen die wir bei SPLAT protestieren. Wir lehnen die allgegenwärtige ‚Kulturierung‘ unserer Gesellschaft ab.
Wir sollten menschliche Wesen sein, ein jedes mit eigenen Wertvorstellungen und Prinzipien, einem eigenen Geschmack, einer eigenen Meinung und Denkart. Aber in den Augen kapitalistischer Großunternehmen ist eine Gesellschaft nichts weiter als eine Masse potenzieller Konsumenten – nichts als Elemente in ihrem System des Kaufens, Verkaufens und Profitmachens. Der beabsichtigte Effekt unternehmerischer Propaganda ist, uns dazu zu bringen, Markterzeugnisse zu kaufen. Doch auf einer tieferliegenden Ebene ist das Ziel, einen sogenannten 'Konsumenten' zu erschaffen und zu konditionieren – ein Ding, das unvereinbar damit ist, wahrhaft menschlich zu sein.“
Zur digitalisierten Originalausgabe auf dem Environment and Society Portal: Earth First! 24, # 1
- Geschrieben von: Susanne Darabas
Earth First! 23, # 4 (1. Mai 2003), S. 31
Stiki, eine in Austin, Texas, lebende und arbeitende Kräuterkundlerin in ihrem „Ecoherbalist's Manifesto“ (Manifest eines Öko-Kräuterkundlers):
„Ich bin nicht nur Kräuterkundlerin. Ich bin Anarchistin, Ökologin, Hexe, Erzieherin, Schülerin, die Tochter eines Flüchtlings und Botanikerin. Ich bin schlicht und ergreifend jemand, der an seiner eigenen Heilung arbeitet, damit ich auf eine wenn auch geringfügige Art dabei helfen kann, die Erde zu heilen, und jene, die auf ihr leben. [...]
Infolge der Übererntung, Lebensraumzerstörung und Geringschätzung, die unsere grünen Schwestern und Brüder erfahren müssen, findet eine neue Gruppe von Herbalisten, die den übriggebliebenen Bestand an Wildpflanzen erhalten will, immer mehr Zuwachs. Kräuterkundler und andere Pflanzennerds sind herzlich eingeladen, uns in diesem Kampf zu unterstützen, indem sie die folgenden Prinzipien anwenden:
- Wir bemühen uns, die Menschen aufzuklären und ihnen beizubringen, Kräuter, die der „Markt“ gängig gemacht hat, zu ersetzen, und so dabei zu helfen, den Fokus von mageren Pflanzenbeständen in Bioregionen unserer Heimat abzuziehen.
- Beim Gärtnern wenden wir organische, biodynamische Richtlinien an und arbeiten mit einheimischen und eingebürgerten Spezies, die wenig Einfluss auf das Land haben oder ihm guttun.
- Wir nehmen uns viel Zeit, uns selbst und andere weiterzubilden: in der Ökologie des Landes, das wir bewohnen, in Prinzipien der Kräuterheilkunde und Ethik.
- Wir holen Informationen von einheimischen Praktikern ein und wertschätzen sie.
- Wir sind bereit, zu tun, was nötig ist, um die Wildpflanzenbestände zu erhalten, sogar wenn das bedeutet, dass wir unsere Freiheit gefährden.
- Unser Fokus liegt nicht darauf, Kräuter zu pflücken und Menschen zu heilen: Wir wollen auf die Pflanzen hören und uns von ihnen dazu anleiten lassen, Heilung zu fördern.
- Indem wir diese Prinzipien anwenden, hoffen wir, den Missbrauch und den falschen Gebrauch von Pflanzen in Kräuterprodukten in eine beiden Seiten nützliche Beziehung mit dem Land zu verwandeln.“
Zur digitalisierten Originalausgabe auf dem Environment and Society Portal: Earth First! 23, # 4
- Geschrieben von: Susanne Darabas
Earth First! 24, # 2 (1. Januar 2004), S. 20
Joris Vandenbosch von GroenFront!, einer holländischen Graswurzelbewegung, die sich selbst als Netzwerk für direkte Aktionen bezeichnet, berichtet von der Protestaktion gegen den Efteling Themenpark im Süden von Holland:
„Das Kerngeschäft von Efteling besteht darin, mit Eskapismus Geld zu verdienen. Attraktionen basieren auf schlichten Märchen aus uralter, längst vergessener Zeit, die in Efteling ‚Wirklichkeit‘ werden. Darum besteht der Aufsichtsrat darauf, dass neue Unterbringungsmöglichkeiten in einem alten Wald gebaut werden, in dem ‚nur‘ ein Viertel der Bäume gefällt werden müsste. Sie wollen mittelalterliche Schlösser und traumhafte Häuser bauen. Sie brauchen Natur, um Geld zu machen.
In der Zwischenzeit hat GroenFront! seine eigenen Festungen im Wald errichtet, untertunnelt und geschützt von den Baumhütten. Etliche Riesen wurden ‚zum Leben erweckt‘ und rund um das Camp verteilt. Verschiedene Mythen wurden Wirklichkeit und lokalen Besuchern nahegebracht, mit Workshops, die sich aufs Klettern und Geschichtenerzählen konzentrieren.
GroenFront! will nicht, das die Menschen ihren schrecklichen, urbanen, sterilen und getakteten Existenzen entkommen. Diesen Wirklichkeiten muss man sich stellen, sie müssen zerstört und gegen ein Leben eingetauscht werden, in dem Menschen erkennen, dass sie Teil der Natur sind. Darum ist Widerstand so wichtig. Darum ist Widerstand aber auch so schwer, denn die Leute mögen Märchen lieber als ihre grauen Existenzen.“
Zur digitalisierten Originalausgabe auf dem Environment and Society Portal: Earth First! 24, # 2
- Geschrieben von: Susanne Darabas
Earth First! 19, # 1 (1. November 1998), S. 12
Aus George Monbiots Aufruf Exploit the Media Before it Exploits You“ (Benutze die Medien, bevor sie dich benutzen):
„Jeder Kampf, den wir führen, ist ein Kampf um die Herzen und Hirne anderer Leute. Wir könnten, mit gutem Grund, den etablierten Zeitungen und Sendern mit höchstem Misstrauen begegnen; wir könnten uns für billig und kompromittiert halten, wenn wir uns mit ihnen einlassen, aber der Krieg, den wir führen, ist ein Informationskrieg, und wir müssen alle Waffen einsetzen, die zu unserer Verfügung stehen.
Ob wir die Medien nutzen oder nicht, unsere Gegner werden es tun. Wie gerecht auch unser Anliegen sein mag und wie wahr unsere Ziele, sie werden alles tun, um uns öffentlich zu dämonisieren und zu vernichten, wenn wir nicht zurückschlagen. [...]
Die gute Nachricht ist, wir haben mehrere signifikante Vorteile vor unseren Gegnern. Wir sind aufrichtige Leute, keine angeheuerten Kräfte, die eine unternehmerische oder institutionelle Position verteidigen sollen. Das wird offensichtlich sein, wenn wir es zulassen; ein offener und direkter Appell an den gesunden Menschenverstand kann das Gezeter der Eigeninteressen und der Meinungsmacher mit kraftvollem Klang durchschneiden. Wenn wir unsere Botschaft ordentlich vermitteln und auf den Punkt bringen, werden wir umwerfend wirkungsvoll sein. Die Menschen sind immer mehr bereit, uns zuzuhören. Viele wissen es schon in ihren Herzen, das die Dinge äußerst schlecht laufen und alles besser sein könnte.
Aktivisten ist es schon oft gelungen, Teile der öffentlichen Psyche zu erreichen, die niemand erreichen konnte, denn wir artikulieren Empfindungen, die vorher noch nie in Worte gefasst wurden. Wir sind bunt, lustig, fremdartig und skandalös. Mögen die Fernsehdirektoren noch so sehr behaupten, sie hassen uns, die Fernsehkameras lieben uns.“
Zur digitalisierten Originalausgabe auf dem Environment and Society Portal: Earth First! 19, # 1